Bachauenwald mit Übergängen zum Schluchtwald

Den vom Hochwasser eines Fließgewässers im Jahresverlauf regelmäßig überfluteten Bereich bezeichnet man als Aue. Die Überflutung bedeutet eine regelmäßige Störung, die zahlreiche ökologische Probleme mit sich bringt. Arten, die mit diesem Problem nicht zurechtkommen, können an entsprechenden Standorten nicht überleben, solche, die an die Störung angepasst sind, haben einen Konkurrenzvorteil. Unter den einheimischen
Baumarten zeigt die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) eine sehr gute Anpassung, denn ihre Wurzeln können lange Zeit auch in völlig sauerstofffreier Umgebung überleben (die Sauerstoffversorgung ist in wassergefülltem Boden erheblich schlechter als in luftgefülltem), indem
sie von der Atmung zur Gärung übergehen. Auch die Esche kommt mit Überflutungen relativ gut zurecht. Die charakteristischen Waldgesellschaften des Auenbereiches unserer Bäche werden daher entweder von der Erle
oder der Esche oder von beiden gemeinsam dominiert.

Die typische Waldgesellschaft an den Bachufern des Unterlaufes der Taunusbäche ist der Hain-Sternmieren-Erlenwald (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae). Eine allerdings in der Natur seltene und beispielsweise im Taunus sogar fehlende Charakterart dieser Gesellschaft ist der in unserem Modellwald im Botanischen Garten sehr häufige Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris). Im Oberlauf nehmen die Mittelgebirgsbäche nicht selten zunehmend Schluchtwaldcharakter an. Bezeichnend für Schluchtwälder sind breitblättrige, kühle und luftfeuchte Standorte bevor-  zugende Arten, von denen im Botanischen Garten u. a. das Silberblatt (Lunaria rediviva) und die Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) gezeigt werden.