Nymphaea alba

Weiße Seerose
Nymphaeaceae (Seerosengewächse)

Heimat

Europa, Nordwest-Afrika, Palästina, Kaukasus, Sibirien, Kaschmir

Vorkommen im Garten

Die echte Weiße Seerose findet sich nur im großen Weiher des Botanischen Gartens. Alle anderen weißen Seerosen des Botanischen Gartens sind Hybriden. Man kann hier sehr gut die Unterschiede der Pflanzen beobachten!

Botanik & Ökologie

Die Weiße Seerose ist eine große Schwimmblattpflanze und besiedelt langsam fließende oder stehende, nicht zu kalte Gewässer von Europa über Sibirien bis nach Kaschmir. Bevorzugt werden größere, nährstoffreiche Gewässer, wo flachere Bereiche in 1-1,5 m Tiefe (maximal 3 m) besiedelt werden. Im Winter werden Unterwasser-Blätter gebildet und die Pflanze zieht sich in ihr großes, verzweigtes, stärkereiches Rhizom am Gewässergrund zurück. Ab April erscheinen die typischen Schwimmblätter, die an langen, sehr zugfesten Stängeln entstehen und die der Wasseroberfläche aufliegen. Die Spaltöffnungen zum Gasaustausch befinden sich auf der Blattoberseite, die Blattstängel sind durch hohle, lange Kammern gegliedert und versorgen die unter Wasser liegenden Pflanzenteile mit Sauerstoff. 

Die großen, weißen Blüten schwimmen an der Wasseroberfläche, erscheinen von Juni bis September und sind nachts und bei Regenwetter geschlossen. Bestäubt werden sie durch Käfer, Fliegen und Hummeln, denen reichlich Pollen angeboten wird. Die eiförmigen Früchte zerfallen im Herbst und entlassen schwimmende, kugelige Samen, die durch Verdriftung oder durch das Gefieder von Wasservögeln verbreitet werden. Nach einer gewissen Zeit sinken sie zum Gewässergrund herab und keimen dort im nächsten Frühjahr oder bilden langlebige Samenbänke aus.  

Zusammen mit den Magnolien bilden die Seerosengewächse primitive und urtümliche Blüten aus und gelten als sehr ursprüngliche Blütenpflanzen. 

Kulturgeschichte

Bereits im Altertum war die Weiße Seerose eine geschätzte Gartenpflanze für prächtige Teiche und herrschaftliche Wassergärten. Der Gattungsname Nymphaea spielt auf die Nymphen der griechischen Mythologie an. In den 1870er Jahren gelang dem französischen Rechtsanwalt Joseph Bory Latour-Marliac (1830-1911) die erste Kreuzung verschiedener Arten von Seerosen. Er hängte seinen Beruf an den Nagel und gründete 1875 eine noch heute bestehende Seerosen-Gärtnerei und schuf im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Hybriden, die teilweise kräftige Blütenfarben oder gefüllte Blüten trugen. Seine Seerosen-Neuzüchtungen errangen auf der Pariser Weltausstellung 1889 großes Aufsehen. Der französische Maler Claude Monet gehörte zu seinen Kunden und machte die Seerosen auch in der Malerei zu einem bekannten Thema. Auf Latour-Marliac gehen auch Hybriden zwischen der Weißen Seerose und der nordamerikanischen Art Nymphaea odorata zurück, die weitaus wüchsiger sind als die echte Weiße Seerose. Im Handel häufig ist die von ihm 1901 gezüchtete Hybride 'Colossea', die oft falsch unter dem Namen Nymphaea alba gehandelt wird und die ganz zart rosa blüht. Ebenso wird die weiße Hybride 'Gladstoniana', gezüchtet 1887 von dem US-amerikanischen Züchter Richardson, oft fälschlich unter dem Namen Nymphaea alba vertrieben. Unbemerkt haben sich die Hybriden in heimischen Gewässern ausgebreitet und die echte Weiße Seerose verdrängt, ohne dass es lange Zeit aufgefallen wäre. 

Die echte Weiße Seerose ist leider nicht im Handel verfügbar und wird im Botanischen Garten Frankfurt im Rahmen eines Artenschutz-Projektes vermehrt und erhalten. Unsere Pflanzen sind genetisch geprüft und sicher die echte Art Nymphaea alba.

Inhaltsstoffe

Die Weiße Seerose ist in allen Teilen giftig, wobei die genauen Inhaltsstoffe nicht bekannt sind. Bei Verzehr Erregung und Atemlähmung.

Medizinische Verwendung

Aufgrund der Giftigkeit nicht gegeben.

Sonstiges

Die Weiße Seerose ist mittlerweile in Hessen sehr selten, da sie unbemerkt von anderen, weißen Seerosen-Hybriden aus ihren angestammten Gewässern verdrängt wurde. Sie ist gesetzlich Geschützt. 

Sie ist sehr leicht mit den Hybriden zu verwechseln. Unterscheidungsmerkmale sind unter anderem:

1. Blätter liegen stets dem Wasser auf, ragen aber nie über die Wasseroberfläche empor.

2. Blätter und Blattstiele sind unterseits nicht rötlich oder rosa gefärbt, die Blüten sind niemals zartrosa.

3. Die Blätter ziehen ab September ein und sind im November vollständig verschwunden. Die Blätter der Hybriden sind bis in den Winter hinein noch auf der Gewässeroberfläche vorhanden.