Vitis gmelinii (Vitis vinifera subsp. sylvestris)

Vitis gmelinii (Vitis vinifera subsp. sylvestris)
Wilde Weinrebe, männliche Pflanze

Wilde Weinrebe, männliche Pflanze
Vitaceae (Weinrebengewächse)

Heimat

Von Portugal und Nordafrika über das Mittelmeergebiet und das südliche Mitteleuropa bis zum Kaukasus

Vorkommen im Garten

Die Wilde Weinrebe findet sich als großes, ca. 80jähriges, männliches Exemplar im Bereich des Waldes oberhalb des Weihers in der Nähe der Brücke.

Botanik & Ökologie

Die Wilde Weinrebe ist die Urform der Kultur-Rebe und ursprünglich im gesamten, wärmeren Europa und Nordafrika bis zum Kaukasus verbreitet. Sie besiedelte ursprünglich bevorzugt Flussufer und Auwälder entlang größerer Flüsse, so z.B. dem Rhein und dem Main. Im Gegensatz zur Kultur-Rebe ist sie zweihäusig, d.h. es existieren weibliche und männliche Pflanzen, wobei nur die weiblichen Pflanzen Früchte tragen. Die Weinrebe bildet an ihren dünnen, mehrere Meter langen Trieben Ranken aus, mit denen sie an Stützen (Sträuchern und Bäumen) emporklimmen kann. Die gelappten Blätter sind sommergrün und färben sich im Herbst gelb. Die Blütenstände der weiblichen Pflanzen sind sogenannte Trauben und bilden einzelne, kleine, mehrsamige Früchte, die Weinbeeren. Aufgrund ihres sehr großen Verbreitungsgebietes existieren zahlreiche Formen und Rassen der Wilden Weinrebe. Die Wilde Weinrebe und die Kultur-Rebe lassen sich vegetativ nicht sicher unterscheiden, im Gegensatz zur Wild-Rebe ist die Kultur-Rebe allerdings zwittrig und bildet somit Früchte ohne einen anderen Bestäubungspartner aus.     

Kulturgeschichte

Die Kultur-Rebe ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wurde vermutlich im östlichen Mittelmeergebiet aus Beständen der Wild-Rebe vom Menschen ausgelesen. Im Gegensatz zur Wild-Rebe ist die Kultur-Rebe zwittrig und bildet auch ohne eine männliche Pflanze Früchte aus. Dies vereinfacht den Anbau der Pflanze ungemein. Bereits im Alten Ägypten war die Weinrebe in Kultur, und nach der Überlieferung des Alten Testamentes war Noah der erste Weingärtner. Schon sehr früh wurden vom Menschen gezielt nur Formen mit großen, wohlschmeckenden Früchten ausgelesen und vegetativ durch Steckhölzer vermehrt. Durch spontane Mutationen und die Vermehrung über Saatgut entstand im Laufe der Jahrtausende eine große Vielfalt an verschiedenen, oftmals nur regional angebauter Sorten. Heute werden Kultur-Reben auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) angebaut, wobei die Rebe gemäßigtes und subtropisches Klima bevorzugt; In tropischem Klima ist der Anbau schwierig bis unmöglich. Unterschieden werden Tafel-Reben (Beeren werden roh oder getrocknet als Obst gegessen, meist kernlos) und Kelter-Reben, die zu Saft oder Wein verarbeitet werden. In Deutschaland werden nur noch sehr wenige Rebsorten angebaut, die bekanntesten davon sind Riesling, Müller-Thurgau und Dornfelder. 

Medizinische Verwendung

Aus den gepressten Kernen wird ein wertvolles Öl gewonnen. Rote Weinbeeren enthalten wichtige Anti-Oxidantien. 

Sonstiges

Im Zuge der Einschleppung der Reblaus (eine Laus-Art, die unterirdisch an den Wurzeln der Weinrebe saugt) nach Europa ab den 1860er Jahren brach der Weinanbau über mehrere Jahrzehnte völlig ein und es entstand ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Portwein und Cognac wurden während dieser Zeit sehr knapp und teuer, und insbesondere in Großbritannien trat in folge dessen der Whisky seinen Siegeszug an. Um die Verbreitung der Reblaus einzudämmen, wurden sämtliche Wild-Reben vom Menschen ausgerottet. In Deutschland wurden nur sehr wenige Exemplare übersehen, und so gibt es heute knapp über einhundert bekannte Exemplare von Wildreben in Deutschland, die sich in einem Arterhaltungsprogramm befinden und in Botanischen Gärten als Erhaltungskulturen streng gehütet werden. Unsere Wild-Rebe ist eine davon. 

Alle Kultur-Reben müssen in Deutschland laut Gesetz auf Reblaus-resistente, nordamerikanische Unterlagen veredelt werden.